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BLLV Oberpfalz

Exkursion Dänemark

„Kontrolle ist gut – Vertrauen ist besser“ – unter dieser Prämisse lässt sich das dänische Bildungssystem gut zusammenfassen. Schon seit langem gilt Dänemark als Vorreiter einer zeitgemäßen Bildungspolitik – um dies live zu erfahren, machten sich einige Mitglieder des Bezirksverbandes in den Pfingstferien auf, um die dänische Bildungslandschaft zu erkunden.

Besonders interessant hierbei: die Selbstverantwortung der dänischen Schulen. Bereits beim ersten Schulbesuch wurde dies deutlich: die Schulfamilie startet dort täglich mit der gemeinsam gesungenen Schulhymne in den Unterricht. Im Gegensatz zum bayerischen Schulsystem wird in Dänemark Gemeinschaft gelebt: die Kinder werden nicht nach der vierten Klasse segregiert, sondern verbleiben bis zum Abschluss im Klassenverband. Auch eine Notenbildung erfolgt erst im (Vor-)Abschlussjahr. Angesprochen auf mögliche Probleme des Leistungsnachweises reagieren Schüler, Lehrkräfte, Schulleitung und Kultusministerium gleichermaßen: ihnen ist kaum bewusst, welche Vorteile eine Segregation nach Noten haben sollte. Noch genauer: ob dies überhaupt Vorteile hätte?

Sprechen wir hier nun von der vielbeschworenen Bildungsgerechtigkeit? Ist Dänemark ein Vorbild für unsere Lern- und Leistungskultur?  Verengen wir den Blick auf das uns oft anhaftende Verständnis einer Lern- und Leistungskultur, so bliebe dies nur zu dementieren. Bei der Unterrichtsmitschau wird klar deutlich, dass Unterricht in Dänemark anders verstanden wird als bei uns. Der Blick wandelt sich: es steht zusehends weniger die Lehrkraft und deren Output im Vordergrund, sondern vielmehr die Konstruktion der Lerninhalte durch die Lernenden. Die Lehrkräfte nehmen sich weitestgehend zurück und fungieren eher als Ansprechpartner und Lernbegleiter. Hierbei bleibt es auch nicht aus, dass sich gerade die Jugendlichen auch mit unterrichtsferneren Lerninhalten wie der Bestellung von Konzertkarten oder im Rahmen der Nachmittagsbetreuung unter Anleitung eines professionellen Gamers mit Fortnite & Minecraft beschäftigen.

Die Besonderheit hierbei: die Kinder/ Jugendlichen werden in Dänemark dort abgeholt, wo sie gerade stehen. Ihre Interessen werden antizipiert und anhand dessen Unterricht gestaltet. Dies sieht dann konkret etwa so aus, dass die eben bestellten Konzert-Karten im privaten OneDrive-Ordner gespeichert werden, um diese bei Bedarf wieder abrufen zu können. ‚Alltagskompetenzen‘ – ganz konkret.

Auch im Themenbereich der Digitalisierung zeigt sich Dänemark wegweisend: Hier funktioniert die Symbiose von Analog und Digital quasi selbstverständlich. Im überregionalen Medienzentrum TekX gehen digitale Elemente wie VR-Brillen und Medienstationen fließend zu analogen, haptischen Stationen mit Lego-Steinen oder 3D-Druck ineinander über. Die Synergie-Effekte der digitalen und analogen Welt greifen hier direkt ineinander. Selbst Abschlussprüfungen werden hier im Medienzentrum absolviert. Die Ergebnisse sprechen für sich: https://tekxrk.dk/eng/english/

‚Meinung‘: „Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust“ – so formulierte bereits Goethe die innerliche Zerrissenheit der eigenen Meinungsbildung. Beim Erstkontakt mit dem dänischen Bildungssystem drängen sich unwillkürlich Fragen zum „Lernerfolg“ dieser Art des Unterrichts auf – mit professionellen deutsch/bayerischen Blick stellt sich vor allem die Frage nach dem ‚Output‘. Wischt man dies beiseite, sticht plötzlich eine herausragend positive Lehrkraft-Schüler-Beziehung hervor, begünstigt durch die Rahmenbedingungen der Eigenverantwortung. Ist dies nun der „Heilige Gral“ der Unterrichtsgestaltung? Vielleicht, vielleicht auch nicht – dies sei nun unsere „Eigenverantwortung“.

Von Sebastian Bäumler