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BLLV Oberpfalz - Christiane Vater-Wittl

61. Amberger Seminar 2023

Am Wochenende nach dem Buß- und Bettag fand wieder die größte Lehrerfortbildung der Oberpfalz in Kümmersbruck statt zu der sich über 600 Pädagogen angemeldet hatten.

Organisiert wird das Amberger Seminar vom BLLV-Bezirksverband Oberpfalz. Es hat in diesem Jahr bereits zum 61. Mal stattgefunden. „Das Besondere ist, dass Lehrer aus der ganzen Oberpfalz hier zwei Tage lang zusammenkommen, um sich zu weiterzubilden.“, so zweite Vorsitzende Tanja Fahrnholz. Schon am Freitag konnten sich die Lehrer aus dem Regierungsbezirk über aktuelle Themen informieren. Mit der Pandemie ist die Digitalisierung an den Schulen schon weit vorangeschritten. In Zukunft wird auch die Künstliche Intelligenz (kurz KI) ein Thema sein. Auch das Thema BNE, kurz für Bildung für nachhaltige Entwicklung im Unterricht wurde behandelt. Theresa Greindl stellte in ihrem Workshop die drei Handlungsfelder Umweltbildung, globales Lernen und Demokratiepädagogik in den Fokus. Der Austausch unter den Teilnehmenden zeigte, wie wichtig das Thema ist und machte Mut, neue Lernformate an der eigenen Schule auszuprobieren. Ebenso konnten sich die Lehrer über die Folgen vom Besitz strafrechtlich relevanter Bild- und Videodateien informieren, die Polizei stellte in einem Vortrag gut dar, wie schnell man als Schüler, aber auch als Erwachsener in Besitz solcher Dateien kommen kann. Georg Pillhofer zeigte auf, wie wichtig das Lachen auch bis ins hohe Alter ist. Mit einer Prise Humor geht alles besser. In einem weiteren Workshop ging es um die Stärkung der Kinder.  Astrid Schels informierte zudem über das Modell der Altersteilzeit. Am Samstag ging es dann weiter. Großen Anklang fand der Workshop zum Churer-Modell. Bei diesem geht es um flexible Sitzmöglichkeiten im Unterricht, denn die Zeiten des starren an einem Platz sitzen zu müssen sind für die Kinder nicht mehr zeitgemäß. Auch für die Fachlehrer war viel geboten. Es gab zahlreiche Angebote im musischen, künstlerischen und gestalterischen Bereich. Ergänzt wurde die Veranstaltung durch eine große Verlagsausstellung.  

Am Samstag stand der Vortrag von Hauptredner Dr. Robin J. Malloy im Mittelpunkt. Simon Glöbl, der Leiter des Amberger Seminars freute sich dazu zahlreiche Ehrengäste begrüßen zu dürfen. So begrüßte er Thomas Unger, Abteilungsdirektor der Regierung der Oberpfalz, ebenso wie die Schulamtsdirektoren und -innen Beatrix Hilburger, Stephan Tischner, Gerald Haas, Elisabeth Junkawitsch und Margit Walter zudem die Hausherrin Rektorin Birgit Koholka mit dem Kollegium der Schule und MdL Harald Schwartz. Glöbl bedankte sich außerdem bei seinem Team, dass es möglich macht, diese Fortbildungsveranstaltung auf die Beine zu stellen. Allen voran bedankte er sich bei seiner Teampartnerin Sabrina Mittermeier.  

Musikalisch umrahmt wurde die Hauptveranstaltung von der Schulspielgruppe der Grund- und Mittelschule Kümmersbruck mit einem märchenhaften Schattentheater unter der Leitung von Christa Meyer. Begleitet wurde das Ganze von der Schulband unter der Leitung von Christine Schmeiler.  

Da erster Vorsitzender Manuel Sennert leider erkrankt war, übernahm zweite Vorsitzende Tanja Fahrnholz die Aufgabe den Hauptredner gebührend zu begrüßen. Zunächst dankte auch sie Simon Glöbl und dem Team für die Organisation des Amberger Seminars. Zu Beginn ihrer einleitenden Worte schilderte sie den Ausnahmezustand, den die Schulen nun schon seit Jahren erleben: Lehrermangel, Corona, Kriege oder der digitale Wandel stellen alle Pädagogen täglich vor neue Herausforderungen. „Vieles war und ist immer noch im Umbruch. Eine Krise jagt die nächste. Das merken wir Pädagogen wie in einem Brennglas in den Schulen.“, so die stellvertretende Vorsitzende. Laut einer aktuellen Umfrage ist das Verhalten der Lernenden im Jahr 2023 die größte Aufgabe für Lehrerinnen und Lehrer. Da passt es gut, dass sich auch das 61. Amberger Seminar sehr oft mit berufswissenschaftlichen Themen beschäftigt. Daraufhin stellte sie die Frage: „Was ist unsere Bestimmung als Lehrer? Wir wollen bilden und erziehen. Letzteres nimmt immer mehr Zeit in Anspruch, Erziehung wird immer mehr vom Elternhaus an die Schule abgegeben. Und ist unbestreitbar wichtig geworden, denn unsere Schüler liegen uns am Herzen. Aber der Bildungsbegriff an sich steht schon immer an fundamentaler Stelle in unserem Verband und ist Kern unserer Arbeit an den Schulen. Wir bilden unsere Schülerinnen und Schüler. Wir bilden sie für die Zukunft.“ Wie das Gelingen kann, stellte dann Neuropsychologe Dr. Robin J. Malloy in seinem Vortrag dar. Sein eigens entwickeltes neuropsychologisches Persönlichkeitsmodell war an dem Samstag ein wichtiger Input für die Pädagogen, um Bildung besser zu begreifen. Der 46-jährige Familienvater war früher Polizist und hat sich durch mehrere Schlüsselerlebnisse in seinem alten Beruf mit der Frage beschäftigt, was eine gute Arbeitsumgebung ausmacht. In seiner Forschung kam er dann auf die wissenschaftlichen Ansätze. In seinem Vortrag „Den ganzen Menschen sehen – Mit Epigenetik und Neuropsychologie zum Bildungserfolg“ schilderte er, was DNA, RNA, Glia- und Nervenzellen mit gutem Unterricht, Bildung und Erziehung zu tun haben.   

Persönlichkeitsbildung und Lernen finden auf zellulärer Ebene statt, insbesondere in den hoch plastischen Phasen der Kindheit, Pubertät und im jungen Erwachsenenalter. Die zellulären Netzwerke des Gehirns sind ein Spiegelbild der im gesamten Lebensverlauf erlebten psychosozialen Kontexte und der gemachten Lernerfahrungen, sowohl positiver als auch negativer Art.  

Aktuelle Forschungen zeigen auf, wie sehr Interaktion und Kommunikation zwischen Menschen bis auf die innersten Strukturen von Körper und Geist einwirken und davon bestimmt sind. Kleinste Zellen wie Neuronen, Mikroglia, Astrozyten und Oligodendrozyten sowie die von ihnen ausgeschütteten Botenstoffe beeinflussen die Motivation, das Lernen, Verhalten, Fühlen und Denken des Menschen maßgeblich und werden selbst wiederum von äußeren Reizen aktiviert und transformiert. Genetische Faktoren spielen hierbei eine entscheidende Rolle, welche jedoch nach neuesten Erkenntnissen der Epigenetik nicht „in Stein gemeißelt“ sind, sondern unmittelbar durch Umweltreize beeinflusst, verändert, gestört oder sogar geheilt werden können. Einer der Umwelteinflüsse kann zum Beispiel die richtige Ernährung sein. Hier kann man bereits in wenigen Wochen positive Veränderungen, z.B. im Verhalten herbeirufen, wenn man sich gesund ernährt. Gerade in den verschiedenen Entwicklungsphasen der Kinder und Jugendlichen unabdingbar.   

Der Vortrag von Dr. Malloy setzte neue Akzente und Maßstäbe den Menschen ganzheitlich zu verstehen. Die Zuhörer freuten sich über faszinierende Einblicke und wertvolle Denkansätze, um gerade in herausfordernden Zeiten eine neue Unterrichtskultur zu begründen und die entscheidenden Schlüssel für ein erfolgreiches Leben, Lernen, Lehren und Leisten zu entdecken. Mucksmäuschenstill war es während des zweistündigen Vortrages, den der Redner später auch noch in einem Workshop vertiefte. Auch wenn vieles genetisch bereits angelegt ist, kann man einiges in der Schule erreichen, wenn man das Kind als Ganzes sieht und diesem aufgeschlossen begegnet. Schafft man eine gute Beziehung zu seiner Lerngruppe, so hat man eine gute Basis erreicht, auf der man aufbauen kann.