Wir packen aus!

Pressegespräch zur Übergabe der Protestkarten

Vor der Übergabe der 20.000 Protestkarten vom „Aktionstag: Lehrermangel des BLLV“ an Herrn Staatsminister Piazolo trafen sich das Präsidium des BLLV, die Bezirksvorsitzenden sowie die Vertreterinnen des Jungen BLLV und der Studierenden im BLLV in der Landesgeschäftsstelle mit den Medien zu einem Pressegespräch.

Hier packten alle BLLV-Vertreterinnen und Vertreter Protestkarten mit den Sorgen, Anliegen, allen Emotionen und v.a. den Forderungen der Kolleginnen und Kollegen aus. In Statements wurden die Hauptanliegen vorgelesen und erläutert. Hier das Statement von unserer Bezirksvorsitzenden Katja Meidenbauer (Die Inhalte der weiteren Statements finden Sie hier.):


Lieber Herr Minister Piazolo, ich fühle mich so: Liebe Lehrerinnen und Lehrer, Ihr habt Eure Hausaufgaben immer zuverlässig und ohne zu klagen einwandfrei erledigt. Zum Dank bekommt Ihr nun noch mehr Hausaufgaben… Sieht so Ihre Fürsorgepflicht aus?

So formulierte eine Lehrkraft auf ihrer Protestkarte. 

Diese Karte trifft es genau: loyal, engagiert und immer 1000% gebend haben die Kolleginnen und Kollegen mit und für „Ihre Kinder“ gearbeitet und die immer größer werdende Zahl der zusätzlichen Aufgaben klaglos angenommen und bestmöglich umgesetzt: 22 Proben in der 4. Klasse, Lernentwicklungsgespräche, kompetenzorientierte Zeugnisse, interne und externe Evaluation, Förderpläne, Beratungen zum Einschulungskorridor, verpflichtende Fortbildungen zum LehrplanPLUS, zur Digitalisierung usw. und so fort. Um dies alles mit ihrem Anspruch an sich selbst und ihre Arbeit bewältigen zu können, haben Viele Stunden reduziert. 

Und nun? Nun erfahren sie aus den Medien, sie müssen statt z.B. 16 Stunden 24 Stunden arbeiten – das 1,5 fache? Sollen, wenn Sie über 50 sind, noch dazu eine Stunde Arbeitszeitkonto arbeiten und zudem rückt der Antragsruhestand ein Jahr weiter in weite Ferne. 

„Jetzt reichts! Das kann nicht sein! Das darf nicht sein!“, sagen die Kolleginnen und Kollegen demotiviert, enttäuscht und aus Angst, es nicht zu schaffen! Bringen diese Maßnahmen wirklich was?

Wie soll das im nächsten Schuljahr werden? 

Wenn durch die vielfältigen Belastungen und immer neuen Küraufgaben wie „Alltagskompetenz und Lebensökonomie-Projektwochen“ längere Erkrankungen und Burnout entstehen und Lücken ins Kollegium reißen? Wer steht dann noch vor der Klasse und soll die Schülerinnen fordern und fördern? Wenn die Lehrkräfte fehlen, die Förderlehrkräfte – wenn vorhanden – vertreten anstatt zu differenzieren und individuell zu fördern, die Fachlehrkräfte ganze Klassen anstatt kleinerer Gruppen unterrichten? 

Was machen wir mit den gewonnenen Stunden aus oben genannten Maßnahmen an unseren kleinen Schulen in den ländlichen Gebieten wie z.B. in der Oberpfalz? Hilft uns das bei der Abdeckung der Stundentafel? Nein. Die Lehrkräfte müssen wahrscheinlich an mehreren Schulen eingesetzt werden, oder versetzt werden, denn wir brauchen mehr Köpfe und nicht nur mehr Stunden pro Kopf, denn klonen um in 2 Klassen parallel zu unterrichten geht noch nicht.

Wer wird bei diesen Rahmenbedingungen und Aussichten noch beginnen Lehramt Grundschule oder Mittelschule studieren? Viele werden es sich überlegen… 

Kann so unsere hohe Bildungsqualität erhalten bleiben? Nein! 

Dafür brauchen wir RUHE und VERTRAUEN! Lasst uns auf unsere Pflichtaufgaben, das Fordern und Fördern unserer Schülerinnen und Schüler konzentrieren! Wir können und machen das! Erlasst uns schon vorhandene Küraufgaben (z.B. Aussetzen der Evaluation und Fortbildungsverpflichtung, kürzere Zeugnisse, Leistungsbeurteilung und Proben reduzieren) bzw. bringt nicht schon wieder neue Zusatzaufgaben! 

Wir brauchen Entlastungen für unsere älteren Kolleginnen und Kollegen, es darf nicht sein, die Ältesten nach 40 Jahren im Dienst dreifach zu belasten!

Wir brauchen Köpfe an den Schulen: Grund- bzw. Mittelschullehrkräfte, Förderlehrkräfte, Fachlehrkräfte, Experten aus Multiprofessionellen Teams, externe Systembetreuer für die Digitalisierung und v.a. Nachwuchs: junge Kolleginnen und Kollegen, die nach den Prüfungen in allen Bezirken bleiben dürfen und wollen! Sowie junge Menschen, die beginnen, Lehramt Grundschule und Mittelschule zu studieren, weil sie sehen, dass die Rahmenbedingungen an der Universität und im Lehrerberuf verbessert werden. 

Nur so können wir weiterhin unsere Hausaufgaben machen. Diese Wertschätzung und Fürsorge sowie eine finanzielle Anerkennung erwarten wir als Signal von unserem Dienstherrn!